„Sagt mal, kann es sein, dass wir ein paar Streben vergessen haben? Da sind noch so viele übrig und in dem Video sieht das Modell doch ganz anders aus.“ Drei Studierende stehen im MIND-Center an einem langen Tisch vor einem Modell aus Legosteinen, das ein wenig nach einer Kreuzung aus einer Waschmaschine und einem Riesenrad aussieht. Über den Tisch verteilt stapeln sich jede Menge Becher, gefüllt mit weiteren Legosteinen – ordentlich sortiert nach Farben und Formen. Zwei Studenten arbeiten konzentriert daran, aus diesen Steinen seltsame Objekte zu bauen; die Anleitung dafür entnehmen sie einem Film im Internet.
Die neue Ausstellung
MIND-Center, Studierende – und Legosteine? Seit wann spielen Studenten mit Lego? Was für einen ahnungslosen Betrachter nach einer Bastelaktion von nerdigen Lego-Fans aussieht, markiert tatsächlich den Auftakt für ein neues Highlight im MIND-Center – dem Mathematischen, Informationstechnologischen und Naturwissenschaftlichen Didaktik-Zentrum der Universität Würzburg. Das Lego-Modell wird, wenn es fertig ist, Teil der neuen interaktiven Wissenschaftsausstellung TouchScience@M!ND, die ab dem 5. Juli zu sehen sein wird.
„In der Ausstellung können die Besucher auf spielerische Art und Weise Naturwissenschaft erleben und erhalten ganz nebenbei Einblicke in verschiedene Forschungsaktivitäten an der Universität Würzburg“, erklärt Markus Elsholz, Geschäftsführer des MIND-Centers. Vier Themenfelder stehen im Mittelpunkt der Ausstellung: Elementarteilchenphysik, bildgebende Verfahren wie Röntgen und Computertomographie, die Entdeckungen Albert Einsteins und der menschliche Körper.
Viele Experimente zum Selbermachen
Aktiv werden, mitmachen, ausprobieren heißt das Motto für die Besucher: „Sie können beispielsweise in einem großen Tunnel Fußbälle aufeinander schießen und damit den Zusammenprall von Protonen in einem Teilchenbeschleuniger simulieren“, erklärt Elsholz. Passend zu der Energie, die sie dabei aufbringen, blendet das Experiment anschließend Bilder von realen Kollisionen von Protonen im LHC-Beschleuniger in Genf ein samt den dazugehörigen Zerfallsprodukten.
In weiteren Experimenten sehen die Besucher ihr eigenes Herz schlagen, mit Hilfe der Computertomographie dringen sie tief in das Innere verschiedener Objekte ein oder radeln mit Lichtgeschwindigkeit auf dem „Einstein-Rad“. Über allem steht dabei der Gedanke: Naturwissenschaftliche Zusammenhänge auf spielerisch-intuitive Art und Weise entdecken.
TouchScience@M!ND schlägt darüber hinaus die Brücke von den Phänomenen zur Darstellung aktueller Forschungsaktivitäten an der Universität Würzburg. An jedem Exponat können sich die Besucher über die Arbeit einzelner Forschungsgruppen informieren, für deren Forschung das gezeigte Phänomen eine Rolle spielt – von der Pharmakologie bis zur Finanzmathematik.
Für Schulklassen und die interessierte Öffentlichkeit
TouchScience@M!ND richtet sich in erster Linie an Schulklassen von weiterführenden Schulen. Geführt von speziell geschulten Studierenden der Uni Würzburg, erhalten die Schüler hier erste Einblicke in grundlegende naturwissenschaftliche Phänomene. Vertiefen können sie ihr Wissen anschließend in weiteren Angeboten des MIND-Centers, wie etwa den Lehr-Lern-Laboren oder dem Schülerforschungszentrum. Hier können Schüler unter der Betreuung von Lehramtstudierenden zu den Themen der Ausstellung experimentieren beziehungsweise eigene Forschungsfragen bearbeiten.
Darüber hinaus ist die Ausstellung auch der Öffentlichkeit zugänglich: Jeweils mittwochs, samstags und sonntags ist sie in der Zeit von 14 bis 18 Uhr für alle Interessierten geöffnet; Gruppen ab zehn Personen können individuelle Führungen buchen.
Mehr Informationen dazu und einen Anmeldebogen gibt es auf der Homepage des MIND-Centers:
www.mind.uni-wuerzburg.de/entdecken/
Der ATLAS-Detektor
Und was hat es jetzt mit dem Lego-Modell auf sich? „Das wird, wenn es fertig ist, ein Modell des ATLAS-Detektors im Maßstab Eins zu Fünfzig“, sagt Markus Elsholz. Im Original ist der ATLAS-Detektor 46 Meter lang und besitzt einen Durchmesser von 25 Metern. Er ist Teil des Large Hadron Colliders LHC in Genf, dem größten Teilchenbeschleuniger der Welt. Seit dem Jahr 2009 untersucht er, was passiert, wenn Protonen mit einer bislang noch nicht erreichten Energie aufeinanderprallen. Mit den Daten, die dabei gewonnen wurden, konnten die Physiker das so lange gesuchte Higgs-Teilchen nachweisen. An der Analyse der Daten ist auch der Würzburger Physiker Professor Thomas Trefzger beteiligt, Inhaber des Lehrstuhls für Physik und ihre Didaktik und Leiter des MIND-Centers.
Physiker in Genf haben das Lego-Modell entwickelt; dort ist es auch erhältlich. Rund 10.000 Lego-Steine müssen am passenden Platz landen, damit der Lego-ATLAS-Detektor seinen Platz in der Ausstellung finden kann. Bis dahin ist für die Studierenden noch ganz schön viel zu tun – auch wenn sich die Frage nach den fehlenden Stützen nach einer intensiven Suche und einer Teil-Zerlegung des bereits gebauten Modells glücklicherweise schnell beantworten ließ.
Ein Video vom Aufbau des ATLAS-Lego-Modells gibt es hier zu sehen
Das MIND-Center
Das Mathematische, Informationstechnologische und Naturwissenschaftliche Didaktik-Zentrum ist eine zentrale wissenschaftliche Einrichtung der Universität Würzburg. Es wurde im Jahr 2009 als fäkultätsübergreifender Lehr- und Forschungsverbund der Fachdidaktiken Mathematik, Informationstechnologie sowie der Naturwissenschaften Biologie, Chemie, Geographie und Physik gegründet.
Primäres Ziel ist es, Lehramtsstudierenden eine Plattform zu bieten, auf der sie frühzeitig Erfahrungen im Umgang mit Schülern, Schulklassen und interessierten Laien sammeln können. Die Lehramtsausbildung im MINT-Bereich an der Universität Würzburg soll damit optimiert werden. Darüber hinaus wollen die Verantwortlichen Kinder und Jugendlichen für die MINT-Fächer begeistern und über aktuelle Forschungsaktivitäten – insbesondere in Würzburg – informieren.
Kontakt
Markus Elsholz, T: (0931) 31-82734; markus.elsholz@uni-wuerzburg.de