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Wissenschaft für Jung und Alt

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Wie in einer Hexenküche ging es zu am Stand von Daniela Pemp und Maryam Mahdiani. In ihrer „molekularen Küche“ zeigten die beiden Doktorandinen der Lebensmittelchemie beim Campus-Festival 2014, wie sich Eis in Minutenschnelle ganz ohne Kühlschrank herstellen lässt: Man nehme eine Rührschüssel, einen Rührlöffel, ausreichend Vanille-Joghurt und - eine Flasche mit flüssigem Stickstoff. Trifft der auf minus 80 Grad abgekühlte, wasserähnliche Stickstoff auf den deutlich wärmeren Joghurt, dann dampft es gewaltig und „trara, das Eis ist fertig.“ Mutige vor! Es darf probiert werden.

Jünger und spektakulärer als sonst

Das von der Julius–Maximilians-Universität Würzburg auf dem Campus organisierte Campusfestival war in diesem Jahr noch spektakulärer, bunter und vor allem jünger, als bei früheren Auflagen. Ganz im Sinne von Uni-Präsident Alfred Forchel: „Unsere Wissensgesellschaft braucht lebenslanges Lernen“, sagte er bei der Eröffnung und ergänzte: „Oder sagen wir besser Spielen statt Lernen, Wissenschaft begeistert doch Jung und Alt.“ Zusätzlich zur Experimentiermeile der Universität gab es in diesem Jahr erstmals eine „Meile der jungen Forscher“, bei der Würzburger Schüler an 36 Ständen die Ergebnisse ihrer Forschungen vorstellten. Mehrere Hundert interessierte Laien, darunter zahlreiche Familien, fanden den Weg aufs Hubland.

Stadt der jungen Forscher 2014

Der Anlass war die Auszeichnung „Stadt der jungen Forscher 2014“ für Würzburg. Bei dem bundesweiten Wettbewerb dreier Stiftungen hatte sich die Mainmetropole als „Schul- und Bildungsstadt“ gegen die Konkurrenz durchgesetzt. Ausschlaggebend war die enge Verzahnung von Schulen und Wissenschaft. Das Campus-Festival war der krönende Abschluss von einem ganzen Jahr Wissenschaft pur, bei dem die Schüler in über 50 Projekten an ihren Schulen forschten und experimentierten. Mit über 65.000 Euro unterstützten die Stiftungen die Nachwuchsforscher. Es bleibt abzuwarten, ob Bürgermeister Adolf Bauer mit seiner Prognose Recht behält: „Ich bin mir sicher, dass unsere ehrwürdige Schul- und Bildungsstadt schon bald auf einen weiteren Nobelpreisträger stolz sein darf.“ Davon gibt es schon heute 14.

Intensive Forschung an der Biene

Mit dem Projekt „Mehr als Honig – eine interdisziplinäre Forschungswabe“ zeigte etwa die Wolffskeel-Realschule, dass sich Hochtechnologie so umsetzen lässt, dass sie auch Schüler der Unterstufe fasziniert. Auf einer Fläche ließen die beiden Sechstklässlerinnen Alina Schieblon und Bibiana Wrezounik Bienen-Roboter einen Rund- und Schwänzeltanz aufführen. „Gesteuert werden die Roboter von einem Computerprogramm und lichtempfindlichen Sensoren“, erklärten die beiden Interessierten, während sie den mal „spacig“ mit Weltraumfühlern gestalteten, mal traditionell gelb-schwarz gestreiften Arbeiterbienen mit ihren Blicken folgten. Nur eine wollte nicht, die Bienenkönigin. Von den vielen Vorführungen war ihrer Batterie vorzeitig der Saft ausgegangen.

Schwieriger war es für Luis Seifert, das Interesse der Passanten für seine Facharbeit „Physik der Bienen“ zu gewinnen, befasste er sich doch mit dem, was eigentlich dem menschlichen Auge verborgen bleibt: der Entwicklung des Insekts vom Ei bis zur vollentwickelten Biene. Zur Zeit seiner Forschung gerade einmal 17 Jahre alt, gelang es dem Schüler vom Friedrich-Koenig-Gymnasium die Verwandlung per Computertomographie-Aufnahmen detailliert festzuhalten und zu beschreiben. Besonders beeindruckte ihn der „Riesensprung“, die die Puppe nach zwei Wochen binnen eines Tages vollzieht. Dann entwickelt sich das komplizierte Tracheen-System, die Atmung der Bienen. „Dazu war in den Fachbüchern fast gar nichts zu finden“, erklärt er. Möglicherweise wird seine Forschung, für die die Bienenstation der Universität eigens 50 Bienenpuppen gezüchtet hatte, schon bald in einer Fachzeitschrift veröffentlicht. Von der neunköpfigen Fachjury, die den ganzen Nachmittag von Stand zu Stand schlenderte, immer auf der Suche nach interessanten Forschungsprojekten, erhielt er später die Auszeichnung „Größter wissenschaftlicher Anspruch“.

Klostermedizin in der katholischen Privatschule

Der Schwerpunkt der Schüler-Projekte lag auf den Naturwissenschaften. Den Spagat zu den Geisteswissenschaften wagte die St.-Ursula-Schule. In einem ihren Pausenhöfe haben die Schülerinnen der katholischen Privatschule einen Klostergarten angelegt. Um alles richtig zu machen, vertieften sie sich in die auf Latein und Mittelhochdeutsch geschriebenen Quellen der Klostermedizin von Walahfrid Strabo, Hildegard von Bingen und das berühmte Arzneibuch aus dem Kloster Lorsch. Die Schüler pflanzten und häckelten, säten und jäteten das Unkraut. „Von wegen tote Sprache“, erzählt Latein-Lehrerin Tanja Thanner. „Bei uns grünt und blüht es.“ Jetzt plant der jahrgangsübergreifende Arbeitskreis bereits die nächsten Schritte. Die Schüler wollen nun Salben und Öle herstellen, Ingwer-Hustenbonbons hatten sie bereits an ihrem Stand.

Forschung an der Uni Würzburg

Abstrakte Wissenschaft möglichst anschaulich zu erklären, hatten sich die arrivierten Forscher zum Ziele gesetzt. Als „Eyecatcher“ hatten beispielsweise die Zellbiologen eine ihrer Haut beraubte Schaufigur aus Kunststoff aufgestellt. Der Figur lassen sich die einzelnen Organe entnehmen, um den von Forschern heißbegehrten Stammzellen nachzuspüren. Besonders interessant sind Stammzellen aus im Plastozyten-Stadium gewonnenen Embryonen, sind sie doch in ihrer späteren Funktion noch nicht festgelegt. Doch nicht nur Philipp Wörsdörfer, Postdoc am Lehrstuhl für Zellbiologie, sieht hier ein „ethisches Dilemma“. In Deutschland sind Experimente mit befruchteten Eizellen verboten. Einen Ausweg könnte etwa die „Reprogrammierung“ von Haut- und Haarzellen bieten. Dafür erhielt der Japaner Shinya Yamanaka 2006 den Nobelpreis. Die Würzburger Zellforscher bauen darauf auf.

Ein Finger in der Venusfliegenfalle

Eher an eine Gärtnerei als an ein Forschungsinstitut erinnerte der Stand der Biophysikerin Elka Krol. Die Polin hat gleich mehrere Paletten von Venusfliegenfallen aufgebaut. Steckt ein Insekt erstmal fest, gibt es kein Entrinnen. Mit seinem Zappeln stimuliert es die Falle immer mehr, erklärte sie. Der Fangarm wird dann zum grünen Magen, der damit beginnt, das unglückliche Opfer mit einem beutegerecht zusammengestellten Enzym-Cocktail zu verdauen. Die achtjährige Angela, die mit ihrem Vater den Stand besuchte, packte dennoch die Neugierde und versuchte mit ihrem Finger etwa zögerlich auszutesten, was geschieht. „Nein, nein, dem Finger passiert nichts“, lachte Krol. Allzu oft sollte man das nicht machen: Die Venusfliegenfalle ist zarter als sie scheint.

Sonderpreise für fünf Gymnasien

Fünf Schulen wurden mit Sonderpreisen von jeweils 750 Euro ausgezeichnet: Die Kategorie „Größter wissenschaftlicher Anspruch“ ging an das Projekt „Physik der Bienen“ vom Friedrich-Koenig-Gymnasium. Den Preis für „herausragende Präsentation“ erhielt das Wirsberg-Gymnasium für eine nachgebaute Dialyse-Apparatur, die Auszeichnung „beste Nachhaltigkeit“ das Deutschhaus- und das Röntgen-Gymnasium für das Mentorenprojekt „Virtual Science Fair“. Für die „erfolgreichste Umsetzung“ wurden „Wege zur Kunst“ vom Matthias-Grünewald-Gymnasium und als „originellste Idee“ der „Free-Fall-Tower“ der Franz-Oberthür-Schule ausgezeichnet. Die „neugierigste Schule“ ist die St.-Ursula-Schule.

 

 


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